Schuld

Herr, es ist so unendlich schwer, gut und böse zu erkennen. Wir bemühen uns täglich. Und wir erleiden es jeden Tag, dass man die Schuldigen nicht unterscheiden kann von den Unschuldigen.

Wer in Schuld gerät, braucht nicht böse zu sein, wer unschuldig ist, nicht gut. Wer kennt deinen Willen? Wer hilft uns, zu unterscheiden zwischen deinem Willen und dem unseren?

Vieles, was unseren Vätern heilig war, was sie für deinen Willen hielten, ist für uns nichts weiter als eine überholte Meinung unserer Väter. Manches, was unsere Väter bekämpften, weil sie meinten, es sei böse, könnte heute unser Auftrag sein. „Herr, was ist dein Wille?“

Viele Menschen wollen deinen Willen tun und dienen doch, ohne es zu wissen, sich selbst. ‘Nie sollen wir unsere Schuld erkennen, wenn wir uns um deinen Willen bemühen und unsere Tat doch aus Unglauben erwächst. Wir haben uns diese Verwirrung nicht gewählt. Du hast uns hineingestellt.

Wir klagen dich nicht an, sondern beugen uns vor dir und bitten dich um Klarheit. Handle du durch uns. Du allein weisst, was gut ist in dieser verwirrten Welt und in unserem ratlosen Herzen. Herr, wir prüfen uns. Wir bekennen dir unsere Schuld. Wir bereuen, was wir getan haben, und du vergibst uns.

Und doch bleibt alles beim Alten. Das, Herr, ist es, was uns den Mut nimmt. Wir werden nicht besser vor uns selbst und nicht glaubwürdiger in den Augen der anderen.

Wir reden von Freiheit und bleiben gebundene Menschen, Wir halten uns fest an unserer eigenen Moral und erstarren in unseren Grundsätzen. Wir verkaufen unsere Freiheit um das Linsengericht der Rechtschaffenheit. Immerfort denken wir an unsere Sünden und werden sie gerade dadurch nicht los. Wir wählen in unserer Vergangenheit und bringen, was gewesen ist, nur noch mehr in Verwirrung.

Herr, wir haben diese Last nicht gesucht. Du hast sie uns auferlegt. Damit klagen wir dich nicht an, sondern beugen uns dir. Wir glauben nicht mehr an unseren Fortschritt, sondern an dich und deine Liebe.

Du hast gesagt: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid.“

Herr, wir sind beladen mit uns selbst.

Du hast gesagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stossen.“

 

Herr, Urteile nicht über uns. Nimm uns auf.